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 Schwelle

 

 

Auf dem Weg von draußen nach drinnen stehen wir mit dieser Ausgabe von 1000 und 1 Buch an der Schwelle. Sie ist nicht nur der untere Balken eines Türrahmens, über den wir zügig drübersteigen, um rein- oder rauszukommen. Sie steht auch für Räume und Zeiten, in denen sich etwas verändert, die Entscheidungen verlangen, ein – zumindest kurzes – Verharren, und dann Bewegung.
Jedenfalls ist der Blick auf eine Schwelle auch von der Perspektive bestimmt: Drinnen oder draußen, hüben oder drüben, diesseits oder jenseits.
Und schließlich kann man über eine Schwelle auch stolpern.
Kinder und Jugendliche sind Schwellen-Dauerbewohner. Ihr Leben zeichnet sich aus durch permanente Veränderung und ein stetes Überschreiten: Sie kommen raus aus dem Körper der Mutter und dann immer und immer wieder rein – und raus: in Windeln und Familien, Kinderwägen und Kindergärten, in Schulen und Ausbildungsstätten, in die Pubertät und andere gefährliche Situationen, in mehr oder weniger selbstgewählte Beziehungen. Sie wissen oft nicht, was und wer sie erwartet. Sie sind nicht nur Meister in Anfängen, sondern auch in Übergängen.
Folgerichtig spielen Übergänge in der Kinder- und Jugendliteratur eine bedeutende Rolle: In der phantastischen Literatur wie in der Fantasy sind es solche in andere Welten, in der realistischen ziehen Heldinnen und Helden von zuhause aus, um ihre Eltern hinter sich zu lassen und sich selbst zu finden. Selten geht das ohne gröbere Konflikte vor sich.
Immerhin wissen wir: Wer über der Schwelle ist, hat die Reise schon halb getan.

 

Beiträge von Dorothea Schwab, Kathrin Steinberger, Siggi Seuß, Ernst Seibert, Jürg Schubiger, Veronika Freytag, Hans ten Doornkaat, Christine Knödler, Gerald Hödl, Susan Kreller, Tanja Lindauer, Bettinchen von Ozzelotl, Heinz Janisch, Sibylle Vogel, Gabriele Haefs, Heidi Lexe, Lukas Bärwald, Caroline Roeder, Marlene Zöhrer & Kathrin Wexberg.